Jede Kindergeschichte hat ihren eigenen Charme – und hinter jeder steckt ein kreativer Mensch mit Ecken, Kanten und wunderbaren Flausen im Kopf. Und das meine ich ausschließlich im positiven Sinne! Denn jede Kinderbuchautorin und jeder Kinderbuchautor bringt die eigene Persönlichkeit & Motivation mit in die Kinderbücher, die sie oder er schreibt. Und so entstehen immer wieder neue einzigartige Geschichten, die SO noch nicht erzählt wurden.
Doch was bewegt uns als Schreibende wirklich, Geschichten für die Jüngsten zu entwickeln? Welche Herausforderungen begegnen uns auf diesem Weg? Und wie finden wir unsere eigene Stimme in einem Meer von Kinderbüchern?
Als Kinderbuchlektorin begegne ich oft Autorinnen und Autoren, die ich mindestens genauso spannend finde wie die Kindergeschichten, die sie schreiben. Mich interessiert, wie diese Menschen ticken, was sie besonders macht und wie sie zum Schreiben für Kinder motiviert wurden.
Einer dieser großartigen Menschen ist Martin Krefta, dessen Kindergeschichten ich seit Beginn meiner Lektorinnentätigkeit begleiten darf.
Martins Geschichten für Kinder sind so wie er selbst – fantasievoll, voller Hoffnung und guter Laune. So viel positive Energie tut nicht nur jungen Lesern gut, sondern auch dem Autor selbst.
In diesem Artikel nimmt uns Martin mit hinter die Kulissen seines Schaffens. Wir sprechen darüber, woher er seine Ideen nimmt, wie er trotz großer Hindernisse kreativ bleibt und was das Schreiben für ihn bedeutet. Egal, ob Du schon lange schreibst oder gerade erst beginnst: Lass Dich von Martins Geschichte und seinen Erfahrungen inspirieren!
Was Dich in diesem Artikel erwartet:
Was Du vorab über Martins und meine Zusammenarbeit wissen solltest
Kennengelernt habe ich Martin noch bevor meine Selbstständigkeit als Kinderbuchlektorin richtig losging. Damals hatte Martin nach Testlesern für sein Kinderbuch gesucht und ich habe „Hier!“ geschrien. Denn ich war neugierig aufs Kinderbuch, aber auch auf Martin selbst.

mit einer Ausgabe von „Blind verliebt“, einer Kurzgeschichten-Sammlung,
an der er als Autor mitgewirkt hat
Martin ist aufgrund einer Nervenkrankheit mehrfach eingeschränkt – das heißt, er ist blind, stark schwerhörig und auf einen Rollstuhl angewiesen. Bedingungen, unter denen viele Menschen vermutlich nicht einmal daran denken würden, Kindergeschichten zu schreiben. Doch Martin tut es trotzdem! Mithilfe moderner Technik und ganz viel persönlicher Power!
Diesen Menschen musste ich einfach kennenlernen. Und seine Kindergeschichten natürlich auch.
Daraus entstand eine Zusammenarbeit, die einfach Spaß macht und bei der ich so viel lernen darf.
Denn ich kam als Testleserin und blieb als Korrektorin (und später Lektorin) für weitere von Martins Geschichten.
Und nun lasse ich Martin selbst zu Wort kommen …
Frage-und-Antwort-Runde mit Martin Krefta
Dana: Martin, Du arbeitest derzeit an einem Projekt mit einer Grundschule, bei dem Du Deine Kindergeschichten vorstellst. Gemeinsam mit den Kindern entwickelst Du neue Ideen, aus denen dann weitere Geschichten entstehen. Wie ist dieses Projekt zustande gekommen?
Martin: Wie genau das zustande gekommen ist, kann ich so 100 % nicht mehr sagen … Ich hatte mehrere Personen angeschrieben, darunter unseren Bürgermeister, die Bücherei und die Stadt selbst. Anfang des Jahres erhielt ich dann Antwort von der Leiterin der Erich-Kästner-Grundschule – einer offenen Ganztagsschule aus Dormagen. Sie fand die Idee sehr gut, meine Geschichten unter die Kinder zu bringen. So kam die erste Vorlesung zustande, bei der die Kinder im Anschluss noch Bilder zu meiner Geschichte malen konnten. Auch die zweite Lesung war großartig! Ich wurde gefragt, ob eine meiner Geschichten genommen werden könnte, um eine Theateraufführung in der Schule zu veranstalten.
Dana: Wie gefällt Dir die Arbeit mit den Kindern?
Martin: Die Arbeit mit den Kindern macht mir als Fantasieautoren deswegen sehr großen Spaß, da ich die Gefühle, die Emotionen der Kinder hautnah erlebe. Das war immer schon mein Ziel! Außerdem haben Kinder eine sehr, sehr große und unbegrenzte Fantasie und ermöglichen mir super Ideen für neue Werke. So entstand auch „Regenbogenzauber“, eine Fortsetzung meiner Geschichte. So wie die Kinder es sich gewünscht hatten.
Außerdem hatte ich die Kinder ermutigt, weitere Vorschläge für andere Geschichten zu sammeln. Dabei sind großartige Ideen entstanden von einem Reiterhof, Pferden, Pegasus, Spinnen … Eine weitere Geschichte ist schon im Gange! ????
Dana: Außerdem sind zwei Deiner Bücher in Vorbereitung für eine Veröffentlichung. Welche Bücher sind das?
Martin: Das ist richtig. Zum einen ist das „Jonas lebt“, eine autobiografische Geschichte und zum anderen „Sina und der Paradiesdrache“, ein Kinder- und Jugendabenteuer-Fantasiebuch.
„Jonas lebt“ spiegelt mich, meine Person wider. Jedoch merken es nur die Personen, die mich seit 2014 auf meinem schwierigen Weg begleitet und unterstützt haben.
„Sina und der Paradiesdrache“ ist eine ausgedachte Fantasiegeschichte. Ich persönlich liebe Zwerge und Trolle, daher dachte ich, ich mache auch mal so etwas. Inspiriert hatte mich zum Schreiben allgemein, aber auch zu den Zwergen, der Bestseller-Autor Markus Heitz mit der Bücherreihe „Die Zwerge“.
(Kleine Anmerkung von Dana: Das Buch „Sina und der Paradiesdrache“ ist auch mein persönlicher Stolz, weil ich bei diesem Text zum ersten Mal nicht nur korrigiert habe, sondern auch inhaltlich ein wenig eingreifen durfte.)
Dana: Mir hattest Du verraten, dass für Dich gerade ein Traum in Erfüllung geht. Kannst Du das genauer erklären?
Martin: Ich wollte immer schon meine Geschichten vor Kinder bringen. Ich wollte persönlich erleben, was die Kinder für Gedanken nach einer meiner Geschichten haben. Ihre Ideen, ihre Inspirationen dazu. Wie ich schon sagte, die Fantasie der Kinder ist grenzenlos. Dies macht einfach riesengroßen Spaß. Die Arbeit kann man auch auf meiner Website unter „Lesungen“ anschauen. Da habe ich gemalte Bilder der Kinder ausgestellt.
Dana: Seit wann hast Du den Traum geträumt, Autor zu werden? Wolltest Du als Kind schon Geschichtenschreiber werden? Wann hast Du Deine ersten Geschichten geschrieben?
Martin: Nein, ich wollte in meiner Kindheit oder Jugend definitiv nicht Kinderbuchautor werden. Mein Traum war es eigentlich Informatiker zu werden im Bereich Software-Engineering. In meiner Kindheit und Jugend habe ich aber auch schon Gedichte, Lieder und kleine Geschichten für Freunde und Bekannte geschrieben. Über den Urlaub, Ausflüge usw. Das ist aber immer bloß in die Schublade gewandert.
Dana: Wann hast Du Deine Vorliebe für Kindergeschichten entdeckt?
Martin: Mit 13 oder 14 wurde mein Interesse zunächst für Psychothriller und Kriminalgeschichten größer, auch Geschichten mit Vampiren, Werwölfen und so weiter. Ich bin ehrlich, ich liebe das Düstere. ???? Das hatte dann auch Einfluss auf meine eigenen Geschichten.
Mit etwa 20 Jahren habe ich mich beim Schreiben überwiegend auf Geschichten für Erwachsene fokussiert. Doch dann schrieb ich die Geschichte „Der traurige Tannenbaum“ und mir wurde schnell klar: Das wird eine Geschichte für Kinder.
Seitdem schreibe ich bloß noch Geschichten für Kinder und Gewachsene.
Vor allem nach der Geburt meines Sohnes im Jahr 2020 habe ich mich dann richtig auf Kinder und Gewachsene fokussiert. Wenn ich nun einen Thriller schreiben möchte oder dergleichen, gelingt es mir entweder nur ein wenig oder gar nicht … Ideen dazu sind auf jeden Fall vorhanden, doch ich bekomme sie nicht klar strukturiert aufs Papier.
Dana: Du hast also nicht von Anfang an für Kinder geschrieben, sondern Dich im Laufe des Schreibens von Geschichten für Erwachsene zu Kindergeschichten bewegt. Was fasziniert Dich an Kindergeschichten? Warum schreibst Du heute fast ausschließlich für Kinder und junge Erwachsene?
Martin: Mir gefallen Kindergeschichten einfach sehr gut. Persönlich mag ich die Kinderbücher des Autors Chris Colfer sehr gern. Kinderbücher sind einfach toll. Ich liebe Kindergeschichten über alles. Wie gesagt, Thriller und Krimis gehen bei mir einfach nicht mehr. Seitdem ich aber beim Schreiben von „Der traurige Tannenbaum“ entdeckt habe, wie gut Kindergeschichten für mich funktionieren, habe ich mich darauf spezialisiert.
Dana: Aufgrund Deiner körperlichen Einschränkung arbeitest Du nicht wie die meisten anderen Autoren. Du tippst Deine Texte nicht ein, sondern diktierst sie. Kannst Du uns das genauer erklären?
Martin: Wenn es kleinere Texte sind, schreibe ich sie mit einer speziellen Tastatur für Blinde und Sehbehinderte, die nennt sich Hable One. Wenn es längere Texte sind und auch Geschichten, diktiere ich sie. Ich öffne ein Dokument im Schreibprogramm Pages auf meinem iPhone und dann fange ich an zu diktieren. Jedoch auch hier im Interview diktiere ich. Das ist deutlich einfacher für mich, da es weniger Schmerzen in den Händen verursacht.
Dana: Du bist beim Schreiben also sehr auf technische Hilfsmittel angewiesen, was Dir zum Glück nicht schwerfällt, da Du Dich ja sehr für alles Technische begeistern kannst. Abgesehen vom Hable One – welche Technik hilft Dir noch beim Schreiben?
Martin: Mein iPhone ganz klar! Die Sprachausgabe Voiceover für Blinde und Sehbehinderte am iPhone oder iOS allgemein oder Apple noch allgemeiner. Auch die Spracheingabe Siri. Das Schreibprogramm Pages und natürlich nicht zu vergessen meine Fantasie ????. Ich habe eine Idee und die wird aufs digitale Papier umgesetzt.

eine Braille-Tastatur für
Smartphone & Tablet
Dana: Aber bevor Du Deine Geschichten auf Papier bringst, musst Du natürlich zunächst Ideen entwickeln. Du hast mir einmal erzählt, dass Dir die Idee einer Geschichte während eines Gesprächs mit einer Kollegin kam. Gibt es bestimmte Orte oder Begebenheiten, die Dir besonders helfen, Ideen zu generieren? Wie und wo hast Du Deine besten Ideen?
Martin: Ideen kommen mir von überall her zugeflogen. Sie entstehen in Gesprächen, an verschiedenen Orten, es gibt keinen bestimmten Ort, wo mir Ideen kommen. Sie sind einfach da, wie ein Baum der Früchte trägt. Man muss sie bloß pflücken. Genauso verhält sich das auch mit den besten Ideen, die sind einfach da.
Dana: Viele Deiner Kindergeschichten sind Fantasyerzählungen oder haben zumindest fantastische Elemente wie Magie, Zauberwesen und so weiter. Fantastik finde ich vor allem für kleine Kinder großartig, mit Fantasy pur werde ich persönlich eher wenig warm. (Warum das so ist, habe ich übrigens in diesem Artikel erklärt.) Was fasziniert Menschen so sehr an Fantasy? Und welche Vorteile hat es für Dich, in diesem Genre zu schreiben?
Martin: Das ist sehr sehr schwer zu erklären … Versuche mal das Universum zu erklären. ???? Du wirst Probleme bekommen … Weil der Fantasie keine Grenzen gesetzt sind, daher können sehr viele Menschen Fantasy sehr gut leiden. Es ist einfach anders als eine Geschichte ohne Fantasy-Elemente. Und Kinder lieben Fantasy, deswegen habe ich mich darauf spezialisiert.
Dana: Meine Lieblingsgeschichte von Dir ist „Till Kubus – Sehnsucht nach Freiheit“. Es ist eine Seefahrergeschichte – solche Erzählungen liebe ich einfach. Welche Deiner Geschichten magst Du am liebsten?
Martin: Einmal ist es „Immer diese Technik“, ich liebe einfach Technik und die Geschichte trifft es, wie ich finde auf den Kopf.
Die andere Geschichte ist eine nachdenkliche Geschichte und ein Spiegel meiner Person, das ist „Philosophie der Schneeflocken“. Es geht um zwei Schneeflocken. Eine ist nur am Meckern über ihr Dasein, die andere ist positiv eingestellt. Doch am Ende schmilzt die missgelaunte Schneeflocke in einem Kindermund auf einer Zunge, während die positive auf dem warmen Asphalt der Straße schmilzt.
Dana: Inwiefern ist „Philosophie der Schneeflocken“ ein Spiegel Deiner Person? Welche der beiden Schneeflocken in der Geschichte bist Du?
Martin: Ganz klar bin ich die missgelaunte Schneeflocke. Die fröhliche Schneeflocke ist mein Co-Autor Tom Nentwich, denn er ist immer so positiv und optimistisch. Vor allem nach meiner Erkrankung damals war ich sehr niedergeschlagen und deprimiert. Aber Tom hat mich mit seiner positiven Art aus meinem Tief herausgeholt und mich zum Schreiben motiviert.
Dana: Im Laufe unserer Zusammenarbeit fiel mir immer mehr auf, wie wichtig das Schreiben für Dich persönlich ist. Wie hilft das Schreiben Dir persönlich weiter im Leben?
Martin: Das Schreiben ist für mich meine eigene Therapie, die Fantasie ist mein Psychologe, wenn man so möchte.
Dana: War für Dich von vornherein klar, dass Du Deine Texte auch andere Menschen lesen lassen wirst? Oder hast Du zunächst nur für Dich selbst geschrieben und erst später entschieden, Deine Geschichten auch anderen Lesern zu zeigen?
Martin: Das war von vorneherein klar, dass ich die Geschichten auch anderen zum Lesen geben werde, denn wie sonst hätte ich Kinder erreicht? Hätte ich sie nicht veröffentlicht, dann hätte ich es nach zwei Jahren nicht bis zu diesem Punkt geschafft, wo ich Lesungen in einer Schule gebe.
Dana: Lieben Dank, Martin, weil Du Dir nicht nur die Zeit für meine Fragen genommen, sondern mir auch die Bilder für diesen Artikel zur Verfügung gestellt hast.
Fazit: Was Du Dir von Martin Krefta abgucken kannst
Ich finde, Martin kann zurecht stolz auf sich sein, weil er sich einen wirklich großartigen und wertvollen Traum erfüllt hat. Kindergeschichten nicht nur für sich allein in seinem stillen Kämmerlein zu entwickeln. Sondern mit den Geschichten rauszugehen, sie vor Kindern zu präsentieren und gemeinsam mit den Kindern an neuen Geschichten zu arbeiten. Wo bekommt man sonst so ehrliches und ungefiltertes Feedback zu seinen Kindergeschichten, wenn nicht bei den Kindern selbst?
So ein Traum wie der von Martin erfüllt sich aber selten von allein. Sondern normalerweise, indem man daran arbeitet. Manchmal sehr hart sogar! Und das hat Martin getan! Mit viel Ausdauer, kreativen Ideen und ganz viel Sich-einfach-mal-Trauen. So wurden aus Martins Träumen realistische Ziele und daraus echte Ergebnisse.
Nicht ohne Grund ist folgendes Zitat von Brecht zu Martins Lebensmotto geworden:
„Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat bereits verloren.“
Wenn Du mehr von und über Martin lesen möchtest, schau doch mal auf seine Website: martinkrefta.de
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